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Aufsatz über das Zeitungsleseverhalten von Schülern

Die Seiten-Einsteiger


Gemeinsamer Beitrag der Schüler der Klasse 10b für die Süddeutsche Zeitung

"Endlich mal eine Zeitung, die lange brennt!" Das hat mein Vater gesagt, als ich die Süddeutsche zum ersten Mal in meinen Händen hielt. Eine Samstagsausgabe. Ein Papierberg, den ich durchwühlen sollte auf die Artikel, die mir gefallen. Leichter gesagt als getan. Am Ende hatte ich drei Berichte gefunden. Tja.
Mit der Zeit fand ich heraus, welche Themen mich interessieren. Bei den Rubrik-Namen stolperte ich aber über das Wort Feuilleton. Glücklicherweise konnte mir mein Vater mit Hilfe eines Wörterbuches erklären, was es damit auf sich hat.
Nach einer Woche wußte ich, wo die Artikel stehen, die mir gefallen. Zumindest glaube ich nach dem Papierkrieg, daß ich jetzt eines weiß: Wie man mit dem Ungetüm aus bedrucktem Recycling-Papier umgeht.

Stefan Obst

Ich habe damit begonnen, alle Artikel zum Thema Mode zu sammeln. Als ich dann einen ersten Artikel über eine Modenschau las, verstand ich nicht allzu viel von dem, was da stand. Mich interessierte die Darstellung des Themas nicht sonderlich.
Auch bei der Unterhaltung: Leider findet man nur samstags eine Seite mit Karikaturen und Witzen. Einige davon verstand ich außerdem nicht, weil sie auf einem politischen Hintergrund beruhten. Das hat mich gestört.
Allerdings hat die SZ mein Interesse für das politische Geschehen geweckt. Vor dem Projekt "Zeitung in der Schule" habe ich mich nie richtig mit den Problemen von Deutschland und der Welt beschäftigt. Jetzt denke ich, daß auch Schüler mehr darüber erfahren sollten.

Stella Zipp

Meine erste SZ - viel Papier, weit und breit kein Tropfen Farbe. Tausende Fragen. Werde ich alle Artikel richtig verstehen? Eignet sich die Zeitung für Menschen in meinem Alter? Ich schlage sie auf, und als erstes flattert mir ein farbenfrohes Heft entgegen: Das Jugendmagazin "Jetzt". Den grauen Haufen lege ich zur Seite und versenke mich in das Heft. Hier gibt es viele aufregende Dinge, interessant und verständlich geschrieben, manchmal mit etwas Witz.
Dann greife ich wieder zur Zeitung. Erst das Vergnügen, dann die Arbeit, denke ich. Doch der Eindruck trügt. Die Süddeutsche scheint mir erst unaufgeräumt, dann aber bald reich gegliedert. Irgendwann erninnere ich mich an meinen Lehrer, der gesagt hat, daß die Zeitungen höchstens ein Prozent dessen melden, was sie als Nachrichten geliefert bekommen. Ich kann mir das bei der SZ immer noch nicht vorstellen. Aber ich denke, daß sie über die wirklich wichtigen Dinge berichtet - einfach geschrieben und ausführlich erklärt.
Ich habe oft Freude daran, die SZ zu lesen. Obwohl sie auch manchmal wenig interessante Nachrichten aus der Welt enthält. Aber die Welt können die Redakteure nun mal nicht ändern.

Andree Müller

Als erstes: Die SZ spricht mich nicht sonderlich an. Die beigelegten magazine sind gut gestaltet, die Zeitung selbst besteht großenteils nur aus Nachrichten, Wirtschaft und Anzeigen. Viele Berichte sind lang und unübersichtlich. Und eines hat uns alle genervt: die übernatürliche Größe der SZ. Was ich gut finde? Daß sie auch moderne Themen bringt, wie den Snowboard-Cup und den jüngsten Gerichtsprozeß des Rap-Sängers Coolio.

Philipp M. Boes

Wer kennt das nicht: Morgens beim Frühstück schnell in der Zeitung lesen, was abends im Fernsehen kommt. Knappe Programmhinweise, die treffend den Inhalt der Sendung beschreiben - das schafft die SZ. Auch die Kritiken sind flüssig geschrieben. Deren einzige Schwäche: Man kann sie nur schwer beurteilen, wenn man die zugehörigen Sendungen nicht gesehen hat.

Nina Manig

"Wer liest, überlebt": Eine Reportage über Kinder in Uganda, die an Aids sterben, weil sie keine Aufklärungsbücher verstehen. "Zwischen allen Gleisen": Ein Artikel über die Verspätungen bei der Deutschen Bahn. Das sind nur zwei packende Themen auf der Seite Drei. Sie interessieren jeden.
Uns gefällt es immer besonders gut, wenn sie nicht-politische Themen behandelt. Dann braucht man eine Vorkenntnisse für die Artikel. Oft kommen unerwartete Tatsachen an die Öffentlichkeit, geschmückt mit einem passenden Photo - das macht die Texte lesenswert.

Viora Weber

Eine Freude für Fußball-Fans: der Sportteil. Meist berichtet die erste Seite ausschließlich über Fußball. Verteilt auf große und kleine Berichte, ist für jeden etwas dabei. Die Photos sind gefühlsstark und vermitteln ihre Botschaft gut. Der Schreibstil: viel Ironie, viele Zitate, viele Zusatzinformationen. Danach berichte von Handball über Ski bis Golf. Das zeigt das unterschiedliche Lese-Publikum: der Sportteil informiert vorzugsweise über Fußball, ohne anderes in den Schatten zu stellen - und das immer in verständlicher Sprache.

Sina Wolff, Kristina Backhaus

Probleme unserer Gesellschaft interessieren mich, und die finde ich in der SZ ausreichend beschrieben. Sie gibt sich nicht wie andere Zeitungen mit der deutschen Gesellschaft ab, sondern kritisiert und zeigt, was sonst verborgen bleibt. Zum Beispiel Drogenabhängigkeit: Ich will wissen, wie intolerant viele Politiker mit dem Thema umgehen und ob für sie Geld mehr zählt als ein Menschenleben. Kurz: Die SZ ist eine Zeitung für Menschen, die wissen wollen, was in Deutschland und der Welt wirklich passiert.

Henning Maurer

Der Reiseteil: interessant, weil man viel über andere Kulturen und ferne Orte erfährt. Auch die Seiten über Forschung und Umwelt sehe ich mir gern genauer an. Die Berichte dort haben ja auch etwas mit meiner Zukunft zu tun. Außerdem sind sie allgemeinbildend.
Sehr amüsant fainde ich die Heirats- und Bekannschaftsanzeigen am Wochenende. Das Durchschnittsalter der Partner-Suchenden beträgt rund 45 Jahre. Mal ein Millionär, mal ein Zahnarzt, ein belgischer Multi-Unternehmer. Manche erwähnen sogar den Beruf der Eltern. Ganz wichtig: der Charakter.
Ich glaube aber kaum, daß damit irgendwer den Partner fürs Leben finden kann. Da beschreiben sich Frauen wie eine zweite Pamela Anderson, die einen gutaussehenden Partner mit viel Geld kennenlernen will. Andersrum wünschen sich jung gebliebene, reiche Akademiker eine hübsche, junge Frau, die Spaß am Sex hat. Und diese Formulierungen sind alle so nachzulesen.