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Buchvorstellung "Lauf, Jane, lauf" von Joy Fielding

Von vorn herein muss ich sagen, dass ich eigentlich sehr wenig lese, obwohl es mir dann doch meistens Spaß macht, wenn ich mich erst einmal dazu durchgerungen habe.

Sollte dies in naher Ferne bald mal wieder passieren, so muss es für mich ein Buch von der amerikanischen Autorin Joy Fielding sein. Ich habe vor ca. einem Jahr den total spannenden Psychothriller "Lauf, Jane, lauf" von ihr gelesen, und ich kann mich noch genauestens an alles erinnern."An einem Nachmittag im Frühsommer ging Jane Whittaker zum Einkaufen und vergaß, wer sie war...". So beginnt dieses Buch, in dem die Autorin das Leben einer Frau beschreibt, die in der riesigen Innenstadt von Boston steht und ganz plötzlich merkt, dass sie ihr Gedächtnis verloren hat.

Wenn ich mich abends (oder auch schon mal nachmittags) in mein Bett legte und begann zu lesen, sprang ich in eine andere Welt. Nämlich in die Welt einer jungen Frau, deren Leben sich von einem auf den anderen Tag völlig verändert hat. Diese Frau heißt Jane und spielt die Hauptrolle in meinem Lieblingsbuch. Aus diesem doch nur erfundenen Leben wieder herauszukommen und das Buch zuzuschlagen, fiel mir oft sehr schwer. Dann die Art, in der Joy Fielding ihre Bücher verfasst, die genaue Umschreibung jeder wichtigen Kleinigkeit lässt den Leser völlig an der Geschichte teilhaben, Janes Gedanken lesen, ihre Gefühle fühlen und den Schrecken, den sie in dem Moment erlebt, empfinden.

Zum Beispiel ihre Unsicherheit und Angst, als sie inmitten der Menschenmassen vollkommen unbeachtet und unerkannt steht und merkt, dass sie sich nicht an ihre eigene Vergangenheit erinnern kann. Sie weiß, wer der amerikanische Präsident ist, aber sie weiß nicht, wer sie ist. Sie weiß, wie die Strasse heißt, in der sie sich befindet, aber sie weiß nicht, warum sie hier steht. Der erste Schritt, den sie macht, führt auf eine Toilette, wo sie sich erst einmal vor einen Spiegel stellt und sich anschaut, ihre Kleidung ist voller Blut... Was hatte sie getan? Wer ist sie? In den folgenden Seiten beschreibt die Autorin den verzweifelten Versuch der Heldin, aus diesem verflixten Nichts herauszukommen. Kann ihr ihr (unbekannter!) Mann helfen? Die Spannung steigt von Seite zu Seite und erst am Ende erfährt der gefesselte Leser, dass ausgerechnet ihr Mann versucht, Jane aus dem Weg zu schaffen.Joy Fielding schreibt auf einem relativ hohem Niveau, was einem aber erst bei genauer Betrachtung der Sätze auffällt, da das ganze Buch an sich schön und flüssig zu lesen ist. Durch die Anwendung von vielen und selten gebrauchten Adjektiven lässt sie Räume und Personen für den Leser fast lebendig wirken und das räumliche Denken und Vorstellen fällt sehr viel leichter. Gerade aus diesem Grund gibt es in ihren Büchern Stellen, an denen nur noch ein sofortiges Schließen des Buches den so sehr ersehnten Schlaf noch retten kann.

Über diesen Faktor sollte man sich also vorher im klaren sein, denn sonst ist es zu spät!!!