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CZ: Jubiläum im „Literarischen Cafe" mit schlaflosen Nächten

Das "Literarische Cafe" führte das Stück "Schlaflos" auf. Foto: privat

Dunkelheit drückt gegen die Fenster der Aula und Dunkelheit herrscht in dem großen Saal. Dunkelheit und Stille. Doch dann erstrahlen Scheinwerfer und das „Literarische Cafe" legt los.
Über 30 Leute, Instrumentalisten, Darsteller und Techniker öffnen den Vorhang in die dunkle, mysteriöse Welt der Nacht und der Gestalten, die sie bevölkern.
Ein breites Spektrum von Gedichten, Liedern und Sketchen wird dargeboten. Vom Kaffeetrinker mit flatternden Nerven, der nicht mehr schlafen kann, deklinierten Werwölfen, altmodischen, traurigen Vampiren und Einbrechern aus dem Radio.
Der Reigen reicht über deprimierte Himmelskörper, Mitternachtsmäuse, Bettwanzen und den Erlkönig bis hin zu Talkshows aus Seattle, Schlafliedern, die man besser nicht singen sollte, sowie Missgeschicken beim Versuch einzuschlafen, Krankenhausdialogen und einem Lied über den Zug der Wildgänse.
In zweieinhalb Stunden wird einem einiges geboten. Es beginnt harmlos mit einem Gedicht über einen Mann, der so viel Kaffee trinkt, dass er die ganze Nacht wach liegt und sich im „Urwald" seiner Gedanken „verirrt". Nie wieder, so schwört er sich, wird er Kaffee trinken. Am nächsten Morgen, beim Kaffee, ist dann wieder alles gut.
Dann kann jemand anderes nicht einschlafen und bekommt ein Gedicht von Christian Morgenstern vorgetragen, und dann geht es weiter, über Lieder, Witze, Geschichten und Sketche, lustig und traurig im gleichen Maße sich abwechselnd, gewürzt mit dem gewissen Etwas, das man braucht, um das Publikum nachhaltig zu beeindrucken, und alles in mundgerechten Portionen serviert.
Es wird das Lied „Carpe Noctem", frei übersetzt „Nutze die Nacht", vorgetragen und in ihm von einer Gesellschaft berichtet, die das Leben in der Dunkelheit der Nacht führt, wo Anarchie und Chaos herrschen. Sie laden das Publikum dazu ein, die Augen zu schließen, um zu sehen - ein Satz der nachdenklich stimmt.
Es wird vom Schicksal eines Ehepaars berichtet, das eines Abends plötzlich Geräusche im Haus hört. Einbrecher? - Nein, es sei nur das Quietschen der Tür des Vogelkäfigs gewesen, meint der Herr des Hauses, woraufhin die Gattin erwidert, sie hätten leider keinen Vogelkäfig.
Sie könnten ja an die Wand klopfen, vielleicht merkten die Nachbarn irgendwas, schlägt der Ehegatte vor. Das Problem sei, dass sie in einem Einfamilienhaus wohnten und das nächste Nachbarhaus 80 Meter entfernt sei, erwidert die Frau. Da zieht der mutige Gatte aus, den Einbrecher zu vertreiben -vorher nimmt er dem Einbrecher zuliebe eine Beruhigungspille. Er geht in Richtung der Stimme des Kriminellen. Ein lauter Schrei und dann schaltet der Herr des Hauses das Radio aus. Warum auch nicht - der Krimi war ja auch zu Ende.
So wechselten sich Musik, Gedichte und Schauspiel voneinander melodisch ab und vermittelten dem Zuschauer ein Bild von dem, was in der Dunkelheit passiert.
Nach diesem Streifzug durch ein paar der vielen Geheimnisse der Nacht erlöschen die Scheinwerfer. Erneut breitet sich Dunkelheit aus - Dunkelheit und Schweigen - nachdenkliches Schweigen. Dann gehen die Leute nach Hause und versuchen zu schlafen.