Abruf

Liebe Schulfamilie!

Studieren an der Universität Leipzig bedeutet, Immatrikulation, Exmatrikulation, Alaweb, Moodle, Moodle2, Tool, Unicard, SAP, Fakultät, Institut, Auditorium, WS-SS, BAföG, Reader, Vorlesungsverzeichnis, Unimail, StB und STA zu verstehen!

Am besten schon vor Semesterbeginn sollte man diese sonderbare Sprache beherrschen, um sich sein Semester zu organisieren – wirklich überleben kann man hier aber erst, wenn man dazu auch noch den sächsischen Dialekt lückenlos versteht. Mein Semester begann schon zwei Wochen vor den regulären Veranstaltungen mit dem für mich zwingend notwendigen Mathe-Vorkurs. Ja, ich mache etwas, wo ich Mathe brauche. Ich studiere nämlich Physik und Religion auf Lehramt für Gymnasien. In frühestens fünf Jahren habe ich hoffentlich mein erstes Staatsexamen.

Anfangs hatte ich ein wenig Bedenken, mit ganz vielen Sheldons und Amys zusammenzusitzen und fühlte mich dabei ein bisschen wie Penny. Aber im Lehramtsstudium hält sich das in Grenzen, bei den „richtigen“ Physikern hingegen sieht das ein bisschen anders aus! Nachdem dann die Qualen der ersten Woche mit sechs (!) Stunden Mathe am Tag überstanden waren, versuchte man, sich vor den höheren Semestern nicht unbedingt als „Ersti“ zu outen. Das funktioniert weniger gut, wenn man total planlos über den Campus läuft und dazu noch richtig motiviert ist – und das eine Woche vor Beginn der Lehrveranstaltungen. Das kommt dem Gefühl, als Fünftklässler die ersten Tage am KAV zu sein, sehr nah. Da gehörte man nun endlich zu den Ältesten auf der Schule und nun ist man wieder am Ende der Nahrungskette angelangt. Apropos Nahrung: Leider gibt es hier in der Mensa keine Rittersport Knusperkeks und kein Kinder Pingui, dafür aber eine große Auswahl an Gerichten für um die zwei Euro. Die Mensa geht über zwei Etagen und ist riesengroß. Den Anfängerfehler, am ersten Tag zur Stoßzeit in die Mensa zu gehen, habe ich sehr bereut. Um noch die volle Auswahl an der Nachtischtheke zu haben, geht man dann auch schon mal zehn Minuten früher aus der Vorlesung, damit man auch wirklich das Allerschokoladigste abgreift. Ja, man kann einfach früher gehen, man kann auch gar nicht kommen. Viel passiert in absoluter Eigenverantwortung. Hier wird man nicht „gezwungen“, immer zu erscheinen, die Hausaufgaben zu erledigen und sich in den Seminaren zu beteiligen. Noten gibt es nur für die Klausuren am Ende des Semesters – da muss jeder selbst zusehen, wie er die besteht. Unverzichtbar sind dabei Lerngruppen. Alleine geht hier, als „Nicht-Amy“ oder „Nicht-Sheldon“, gar nichts. Die größte Veränderung, die mit der Uni eintritt, ist aber meist nicht die Uni an sich, denn die ist der Schule relativ ähnlich. Ich lebe alleine (mit meiner Katze), viele auch in einer WG oder im Studentenwohnheim, und daran musste man sich die ersten Tage erstmal gewöhnen. Mittlerweile ist es allerdings ziemlich entspannt, die Wohnung zu verlassen und niemandem Bescheid geben zu müssen. Neu an der Uni zu sein ist eigentlich wie neu am KAV zu sein – nur alles viel größer und zugegebenermaßen auch ein bisschen anstrengender. Aber wenn man sich einen Studiengang ausgesucht hat, an dem man Interesse hat, ist das alles halb so wild. Man wächst ja (hoffentlich) an seinen Aufgaben.