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Toleranz

Bei diesem Text handelt es sich um die thematische Ausgestaltung eines Altares im Rahmen der Fronleichnamsprozession 2010, erstellt vom katholischen Religionskurs des JJ:

Toleranz – tolerare: Das lateinische Wort tolerare kommt von „tolus“ und meint Last. Tolerant sein heißt also, eine Last zu ertragen oder sogar zu erleiden. In diesem Sinne muss ich also eine andere, mir nicht genehme Sichtweise ertragen können. Ich werde umgekehrt niemanden zwingen, meine Meinung annehmen zu müssen.

Siehst du das kleine Mädchen - das mit dem Kopftuch? Ein Meer von Tränen in ihren jungen Augen, niemand hält an und kümmert sich um ihre Sorgen. Die Last liegt schwer auf ihrer Seele. Ist es das Kopftuch, was so viele Menschen erblinden lässt?

Wir bitten für alle, die zu schnell die Augen vor den Problemen anderer verschließen, aus Sorge, nicht angemessen handeln zu können. Lass sie für jeden Menschen gesprächsbereit sein und höre ihnen aufmerksam zu. Es ist egal, woher du kommst, es ist egal wie du aussiehst, es ist egal, denn tief im Inneren sind wir alle gleich. Wir bitten für alle, die andere Menschen vordergründig nach Kleidung, Aussehen oder ihrem Auftreten bewerten. Lass sie den Blick weiten, um hinter die Fassade zu blicken, und lass sie sich einen Moment Zeit nehmen, um den Blick zu vertiefen. Lass sie zuerst das Gemeinsame erkennen und nicht das Trennende.

Es ist egal, was wir besitzen, es ist egal, was wir haben, es ist egal, denn tief im Inneren sind wir alle gleich.

Wir bitten für alle, die ihr Leben durch zu radikale wirtschaftliche Anforderungen prägen lassen und nach Gewinn, auch auf Kosten Anderer, streben. Lass sie erkennen, dass der Mensch sich nicht auf seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit reduzieren lässt, sondern auch Verantwortung für Andere übernehmen sollte.

Siehst du den Aggressiven - die Wut in seinen Augen, er versucht, das Leben so mancher Menschen zu zerstören. Es scheint in seinem Leben keinen Platz für Liebe zu geben.

Wir bitten für alle, die Andere verletzen und denen es schwer fällt, tolerant mit sich und Anderen zu sein. Lass sie selbstkritisch handeln, um für die Lebensentwürfe und Ansichten der Anderen Verständnis zu haben und Anderen keine fremden Auffassungen aufzuzwingen. Lass sie die anderen Menschen mit ihren Ansichten ernst nehmen, lass sie lernen, auch zuzuhören.

Wir müssen nicht gegen Anderes ankämpfen - auch wenn es komisch erscheint - nein! Lasst uns versuchen, jedes menschliche Leben zu tolerieren.

Wir bitten für alle, die Andere vorschnell beurteilen und verurteilen. Lass uns bewusst werden, dass es Gott ist, der über uns Menschen entscheidet. Gott liebt alle Menschen bedingungslos und freut sich, dass sie da sind.