Abruf

Ich versteh' nur Bauernhof!

Die fünftägige Schulbauernhoffahrt der Klasse 7a nach Hardegsen bei Göttingen kann höchst positiv als erfahrungs- und folglich lehrreiche Zeit verbucht werden. Fünf Tage frei von jeder »Smartphone«-Virtualität in reinem Vollkontakt mit dem Materiell-Wirklichen – hier in Form von Nutzpflanzen und Bauernhoftieren – zu verbringen, ist dieser Tage an sich schon steilste Abwechslung zum Alltag und lohnenswerte Erfahrung.

Aber diese Klassenfahrt ging hierüber freilich hinaus. Wenn nämlich »Pubertiere« auf Tiere treffen, und letztere ersteren zur Hege und Pflege anheimgegeben sind, gilt es, Verantwortung zu übernehmen. Und ein Verantwortungsgefühl entwickelten die Schüler/innen im Nu. Schweine, Rinder, Hühner, Schafe, Gänse – was da kreucht und fleucht, wurde Tag für Tag gewissenhaft umsorgt, und zwar jeweils schon bevor man, als Mensch, selbst zum Frühstück schritt.

Apropos: Auch für die drei täglichen, wohlschmeckenden Menschenmahlzeiten waren stets Schüler/innen mitverantwortlich, indem ein Viererteam die patente Küchenkraft in Zubereitung, Servieren und Abwasch unterstützte. Nicht selten fielen diese Mahlzeiten übrigens fleischlos aus – was zu Beginn hier und dort kleineren Unmut auslöste (»Wie? Keine Wurst?! Och nö!«), aber natürlich guten Grund und klaren Sinn hatte: Wurst wächst nicht auf Bäumen; Tiere müssen gehalten und eben auch geschlachtet werden. Und obwohl das schon vor der Fahrt ein jeder freilich wusste, galt es, eine intensivere Aufmerksamkeit in diese Richtung zu lenken: Weniger, geringerer Fleischkonsum kann letztlich zu weniger Massentierhaltung führen, und fleischloses Essen kann abwechslungsreich, nahrhaft und geschmackvoll sein.

Um dieses Thema zu vertiefen, hat sich die Klasse einen dokumentarischen Film über eine traditionelle (tierseitig angst- und stressfreie) Schlachtung angesehen, der bar jeder schönfärbenden Hätschelei einen solchen Prozess in aller naturgemäßen Blutigkeit vor Augen führte. Durch ein anschließendes ausführliches Gespräch konnten auch die zarteren Schülerseelen sacht aufgefangen und allseits eine ausgeprägtere Bewusstheit in Fleischkonsumdingen erzeugt werden.

Und dann waren da noch die Bienen, deren Honigproduktion man beiwohnen konnte, der Gemüsegarten und die Streuobstwiese, die nicht allzu lang auf ein Ernten warten mussten, die sehr freundlichen Mitarbeiter des Schulbauernhofs, ein Kunstprojekt zu Nahrungsmitteln und Jahreszeiten, eine Waldbegehung und ein Frisbee-Match auf dem Spielplatz und und und – von übermäßig geschminkten Jungen, sehnsüchtigen Treppenhausgesprächen und Tänzen im Flur ganz zu schweigen.

Am Ende verstand man nicht nur den Bauernhof, sondern auch sich untereinander in der Klassengemeinschaft noch besser als vorher.

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