Geschichte

Der Neubau ist eröffnet!

Liebe Schulfamilie,

am 17. November 2022 feierte das Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasium mit der Übergabe eines symbolischen Schlüssels durch Landrat Flader die Fertigstellung des Neubaus. Für den musikalischen Rahmen der Feier mit Vertretern des Landkreises und der Schule sorgte im Musikraum passend der Juventis Chor.

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Nach vielen Jahren der Planung und des Bauens ist es soweit: Im neuen Trakt kann nach Herzenslust experimentiert und musiziert werden. Die Rahmenbedingungen für einen modernen und zeitgemäßen Unterricht sind fantastisch. Im neuen Trakt befinden sich insgesamt fünf Fachräume für den Unterricht in Biologie, Chemie und Physik, zwei Musikräume, die jeweiligen Sammlungsräume, zwei allgemeine Unterrichtsräume sowie mehrere kleine Räume für Proben, Stillarbeit und Besprechungen. Trotz Corona und Weltturbulenzen gelang die Fertigstellung des Neubaus in nur gut zwei Jahren. Die naturwissenschaftlichen Sammlungen sind bereits eingezogen, Musik wird folgen. Seit dem 07. November 2022 findet in den neuen Räumen der größte Teil des naturwissenschaftlichen Unterrichts statt – grandios. Der Einzug in den neuen Trakt ist einen Moment der Freude und des großen Dankes an all die, die dazu beitragen haben. Der helle, hohe Neubau ist beeindruckend. Das lichtdurchflutete Treppenhaus lädt bereits zum Verweilen ein und fordert auf, Tradition und Moderne verbindend als Lebensraum auszugestalten, mit Leben zu füllen. Für das KAV-G ist ein riesiger Meilenstein erreicht. Noch stehen weitere Baumaßnahmen in KAV I und KAV II an, bis alle Schuljahrgänge in diesen beiden Standorten unterkommen und der Auszug aus KAV III - wir hoffen am Ende dieses Schuljahres – gefeiert werden kann.

A. Schillings (Schulleiterin)

  Ein Blick zurück...

Mit Auflösung der Orientierungsstufe 2004 wuchs die Schülerzahl um zwei Jahrgänge sprunghaft an. Zu den seit 1978 genutzten zwei Standorten kam deshalb der Containerbau KAV III hinzu. Drei Standorte bedeuten viele Wege, weniger Zeit für Kommunikation und Gemeinschaftserleben. Hinzu kam, dass der naturwissenschaftliche Trakt bereits seinen 40. Geburtstag feierte und die Notwendigkeit einer grundlegenden Modernisierung sichtbar wurde. Und nicht zuletzt waren die Jahre durch umfangreiche Schulstandortdebatten geprägt: Welches Gymnasium, welche Schule würde dauerhaft in welchen Gebäuden Bestand haben können? So entstanden bereits im Jahr 2007 die ersten Visionen für den Bau einer dauerhaften Bleibe des KAV-G im Stadtgebiet an nur zwei Standorten. Im Mai 2012 wurde das intern ausführlich diskutierte Konzept unter der Bezeichnung „KAV 2018“ dem Landkreis formell eingereicht – wie groß war die Freude über die grundsätzliche Zustimmung von Landrat Wiswe. Durch Einführung der Oberschule, der Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren und Sanierungsnotwendigkeiten an anderen Stellen, waren die finanziellen und baulichen Kapazitäten des Schulträgers jedoch mehrere Jahre gebunden. Ab 2016 entstand dann aus einem für „G8“ gedachten Konzept im engen Austausch zwischen Schule und Landkreis Schritt für Schritt ein Konzept „KAV 2018, G9“. Die auf diesem Konzept fußenden schon recht konkreten Planungen wurden im Dezember 2017 der Öffentlichkeit auf einer Gesamtkonferenz durch Vertreter des Schulträgers vorgestellt. Bereits 2018 wurden in KAV I und II bauliche Maßnahmen ergriffen, um den vorhandenen Raum effizienter zu nutzen und so die Reduzierung der Anzahl der Standorte mit zu ermöglichen. Im August 2020 begannen dann die Abrissarbeiten des alten Neubaus.

Entwicklung der Schule

Die Gründungszeit (1805-1815)

"Die Geschichte dieser Schule und die Entwicklung der höheren Mädchenbildung in Celle sind nahezu miteinander identisch"
- Regierungspräsident Wandhoff anlässlich des 175. Jahrestags der Schulgründung

Im Jahre 1815 wird das spätere Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasium als private "höhere Töchterschule" gegründet. Die Schule ist erst die zweite höhere Mädchenschule auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsens; ihre Gründung geht auf Initiative von Generalsuperintendent und Konsistorialrat J. C. Eggers zurück, der auch (nebenamtlich) der erste Direktor der Schule wurde.
Aufgrund von mangelnder Akzeptanz von Mädchenbildung in großen Teilen der damaligen Celler Gesellschaft und als Folge der Wirren der Napoleonischen Kriege schwankt die Schülerinnenzahl sehr stark. Eggerts muss den Unterricht 1808 in seiner Wohnung erteilen, da kein Geld mehr für Schulräume zur Verfügung steht, aber die Schule bleibt trotz dieser Schwierigkeiten bestehen.

Die Zeit der Reorganisation (1816-1834)

"Die wohleingerichtete Schule soll nicht allein als eine Unterrichtsanstalt zur Gewinnung von Kenntnissen und Fertigkeiten, sondern ebensowohl als eine Bildungsanstalt für gute Sitten und christliche Tugenden angesehen werden."
- Aus der Schulordnung von Hoppenstedt

1816 sind die Kriegswirren überwunden und die Situation der Schule stabilisiert sich unter Leitung des zweiten Direktors, des Generalsuperintendenten und Konsistorialvizedirektors A. L. Hoppenstedt.
Es gelingt ihm 1818 das Haus Westercellertorstraße 17 für den Schulbetrieb zu mieten; außerdem führt er eine Vorschule ein, die auch Jungen offensteht.
Noch immer ist die Schule der ständigen Kritik ausgesetzt, die Mädchenbildung gehe zu weit, aber die Zahl der Schülerinnen bleibt nun weitgehend konstant.

Die Zeit des Ausbaus der Höheren Töchterschule (1834-1872)


"Das Gymnasium zählt zu den das Schulwesen tragenden und bestimmenden Bildungseinrichtungen der Stadt Celle"
- Regierungspräsident Wandhoff 1980 anlässlich des 175. Jahrestags der Schulgründung

1834 gelingt es Direktor Knauer, die Stadt Celle zu überzeugen, die Trägerschaft für die Schule zu übernehmen. Es gibt wieder deutliche Schwankungen der Schülerinnenzahl, und Reformen werden notwendig: 1857 wird die Vorschule aufgelöst, dafür aber 1858 eine vierte und 1861 eine fünfte Klasse eingeführt. 1862 ergänzt man dieses System um die Selekta, d.h. um die Möglichkeit, daß konfirmierte Schülerinnen weiter am Unterricht der höchsten Klassenstufe teilnehmen, um ihre Bildung zu vertiefen.

Neue Entwicklungen und Vereinheitlichung der Mädchenbildung in Deutschland (1872-1908)


"Unsere Anstalt stellt sich die Aufgabe, der ihr anvertrauten weiblichen Jugend eine gründliche allgemeine Geistesbildung zu gewähren, wie sie den Bedürfnissen der Zeit und den späteren Lebens- und Berufsverhältnissen der Töchter zumal der höheren Lebenskreise entspricht."
"Eine harmonische Entwicklung aller geistigen Kräfte, des Verstandes, des Gemüts und des Willens erstreben wir deshalb."
- Direktor Kuhlgatz 1876 anlässlich der Einweihung des neuen Gebäudes

"Weiterführung und Vertiefung der weiblichen Bildung ist nicht nur um der Frauen, sie ist auch um unseres ganzen Volkes willen eine Notwendigkeit."
"Das [vom Pflichtgefühl getragene Frauengeschlecht] wird nicht bloß seine eigenste Sache, die Frauenfrage, zu einem guten Ende führen, sondern ihm wird noch manch schönes und schweres Werk gelingen, woran Mannes Hirn und Hand sich bis jetzt vergeblich versucht haben."
- Direktor Fitschen, 1905

In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts wird eine achte, 1873 eine neunte Klassenstufe eingeführt, dafür muß aber die Möglichkeit der Selekta aufgegeben werden. 1872 wird Direktor Kuhlgatz der erste hauptamtliche Leiter der Schule, nachdem diese Position zuvor nebenamtlich von evangelischen Geistlichen übernommen worden war. 1875 werden die ersten gleichberechtigten Lehrerinnen in das Kollegium aufgenommen, in dem es vorher nur unterstützendes weibliches Personal gegeben hat.
An Ostern 1876 wird das heutige Schulgebäude in der Hannoverschen Straße eingeweiht.
1894 vereinheitlicht die preussische Mädchenschulreform die höhere Mädchenbildung; die Auswirkungen auf die Schule bleiben jedoch gering, da sie alle Anforderungen bereits erfüllt. Schon am 1. April 1895 wird sie deshalb von Lüneburg aus als öffentliche höhere Mädchenschule anerkannt.

Der Weg zur Gleichberechtigung mit den höheren Jungenschulen (1908-1931)


"Für die einzelnen Formen der Mädchenschulen gelten grundsätzlich die Lehrziele und Lehraufgaben der entsprechenden Knabenschulen"
"Auch sie sollen durch die Arbeitsmethode des Gesamtunterrichts zur Hochschulreife geführt werden"
"Sie müssen erkennen lernen, daß sie bestimmt sind, einst als gebildete und sittlich gefestigte Frauen an der Weiterentwicklung der Kultur zu arbeiten [...]"
- preußische Richtlinien für höhere Schulen, 1925

1905 erhält die Schule auf Anweisung von Kaiser Wilhelm II. den Namen "Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasium",obwohl die Kaiserin das Gymnasium erst 1913 besucht.
1908 bestätigt eine erneute preußische Reform endlich die Gleichwertigkeit von höherer Mädchen- und Jungenbildung. Die regulären Klassenstufen werden von neun auf zehn erhöht und es wird gestattet, eine zusätzliche dreijährige Studienanstalt (Oberstufe) einzurichten, deren Absolventinnen eine volle Hochschulzugangsberechtigung erwerben. Gleichzeitig wird der Schule eine ein- bis zweijährige Frauenschule angegliedert, die 1918 auf ein Jahr gekürzt wird und in der ältere Vorstellungen von Frauenrollen prägend bleiben.
An Ostern 1912 wird der erste Erweiterungsbau des Schulgebäudes eingeweiht.
Erst 1928 kann die Oberstufe tatsächlich eingeführt werden, aber schon vorher haben einige Absolventinnen des K.A.V.-Gymnasiums erfolgreich die Oberstufe des Gymnasium Ernestinum besucht und ihre Hochschulberechtigung erworben. Im Februar 1931 verlassen die ersten zwölf Abiturientinnen das Kaiserin-Auguste-Viktoria-Gymnasium.
1929 wird allerdings wieder die konservativere, angegliederte Frauenschule auf 3 Jahre erweitert, die ab 1935 als hauswirtschaftlicher Zweig bezeichnet wird. 1939 gibt es die ersten Abiturientinnen in diesem Zweig, der 1955 aufgelöst werden wird.

Das Dritte Reich (1933-1945)


Wie praktisch überall in Deutschland ist der Unterricht während der Diktatur von einer Unterordnung unter die Wünsche der nationalsozialistischen Führung geprägt. 1938 wird die Oberstufe reformiert; das Abitur wird nun nach zwölf Jahren verliehen und die Oberstufe wird in einen mathematisch-naturwissenschaftlichen und in einen sprachlichen Zweig aufgegliedert.
Am 12. April 1945 marschieren englische Truppen in Celle ein; am 12. Juli 1945 folgt die Amtsenthebung des Schuldirektors durch die britische Militärregierung. Das Schulgebäude muss vorübergehend als Kaserne für englische Soldaten genutzt werden.

Die Nachkriegszeit (1945-1954)


"[...] die Widrigkeiten der Zeit ergaben neue Unruhen: keine Wasserleitung in der winterkalten Schule, die Inventarfrage, der häufige Wechsel in der Zusammensetzung des Lehrkörpers"
- Rückblick in der Festschrift 1955

"Die Schulen haben die Aufgabe, die ihnen anvertrauten jungen Menschen für Leben und Beruf vorzubereiten und sie auf der Grundlage des Christentums, des abendländischen Kulturgutes und des deutschen Bildungserbes zu selbständig denkenden und verantwortungsbewußt handelnden Bürgern eines demokratischen und sozialen Rechtsstaates zu bilden und zu erziehen."
- Aus dem Niedersächsischen Schulgesetz von 1954

Mit Beginn der Nachkriegszeit erhält das Gymnasium mit der Direktorin Elisabeth Staiger die erste weibliche Schulleiterin. Der Unterricht muß vorübergehend in den Räumen des Herman-Billdung-Gymnasiums und im Gemeindehaus neben der Stadtkirche erteilt werden, bis das Schulgebäude im Februar 1946 von den Engländern geräumt wird.
Als Folge der Vertreibungen nimmt die Schülerinnenzahl am K.A.V.G. stark zu und überschreitet bald die 800er-Grenze; 1950 sind immerhin 43% der Abiturientinnen Vertriebene. 1948 werden die ersten Elternräte gewählt und der Schulverein wird gegründet.
Von 1949 bis 1963 ist der Schule vorübergehend eine Fachschule für Kindergärtnerinnen angegliedert; 1953 wird ein mathematisch-naturwissenschaftlicher Zweig eingeführt.

Die großen Reformen, Oberstufenreform und Koedukation (1955-1982)


"[Unser Ziel ist es,] eine Generation von Frauen heranzubilden, die einmal im Vollgefühl ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit, in Klarheit des Geistes, offenen Herzens für die Künste, mit innerer Heiterkeit und unverbildeten Gemütes in sicherem Verantwortungsgefühl mitarbeiten an den Aufgaben, die zu erfüllen uns Deutschen - uns Europäern - und Menschen aufgegeben ist"
- Oberstudiendirektorin Maria Schwarz, Dezernentin, in der Festschrift von 1955

" 'Körperliche Leistungsfähigkeit' und 'innere Heiterkeit' sind sicherlich gute Voraussetzungen für das erfolgreiche Durchhalten eines Studiums; ein 'unverbildetes Gemüt' hingegen scheint mir nicht die gleiche Gewähr zu bieten."
- Festschrift von 1980 zum 175jährigen Jubiläum des Gymnasiums

"Die Koedukation leistet soziales Lernen, das in der Gegenwart angesichts der Tendenz zu immer kleiner werdenden Familien unerläßlich scheint: die Einübung in sachlich-kameradschaftlichem - beinahe geschwisterlichem - Umgang im Klassenverband mit Jugendlichen des anderen Geschlechts."
- Festschrift von 1980 zum 175jährigen Jubiläum des Gymnasiums

In den Jahren 1960 und 1961 gibt das Gymnasium zwei Klassen an das zuerst als Zweigschule strukturierte, neue Gymnasium auf der Heese ab (das heutige Hölty-Gymnasium). Von der Kultusministerkonferenz ausgehend werden erste Versuche eines Fächerwahlsystems für die Oberstufe ausprobiert, die aber noch nicht den Klassenverband in der Oberstufe auflösen. 1961 wird außerdem die Frauenoberschule (der ehemalige hauswirtschaftliche Zweig bzw. das spätere Gymnasium für Frauenbildung) wiedereingeführt, die erst 1978 endgültig aufgelöst wird.
Im Jahre 1966 wird der naturwissenschaftliche Trakt fertiggestellt, der daß Schulgebäude um dringend benötigte Fachräume für die Naturwissenschaften ergänzt.
Auf Initiative des Schulleiters, Oberstudiendirektor Dr. Saechtig, werden 1969 Jungen für die neuen fünften Klassen zugelassen. Im selben Jahr ermöglicht das Hermann-Billung-Gymnasium erstmals den Eintritt von Mädchen in die fünfte Klasse. Während sich dieses Prinzip der Koedukation als sehr erfolgreich erweist, bleibt ein 1968 und 1969 durchgeführter Modellversuch, Englisch in Kursen mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden zu unterrichten, ohne weitere Auswirkungen.
Als erster Ansatz für ein Kurssystem werden 1972 und 1973 Kurswahlen bei Religion und Gemeinschaftskunde in den Klassenstufen 12 und 13 eingeführt.
1975 kann die Schule die große neue Turnhalle einweihen, die bei Bedarf auch in zwei Hallen unterteilt werden kann.
Im Herbst 1976 kommt es schließlich zur entscheidenden Oberstufenreform, die das Kurssystem einführt und die Grundlage für das noch heute gültige Oberstufenprinzip bildet.
Noch immer leidet das Gymnasium unter Platzproblemen, weswegen es im Februar 1978 das ehemalige Gebäude des Gymnasiums Ernestinum in der Magnusstraße als Zweitgebäude zugeteilt bekommt, in dem zunächst die zehnten und später auch die elften Klassen unterrichtet werden.

Abschlussbemerkung und weitere Geschichte


Auch die weitere Geschichte unseres Gymnasiums wird von bedeutenden Veränderungen geprägt, wie z.B. von der Einführung der Orientierungsstufe 1981/82 und der Einführung des Musikzweiges. Wir werden hier so bald wie möglich über diese Ereignisse und die Zeit von 1980 bis in die Gegenwart berichten.
Und schließlich dürfen wir auch nicht vergessen, daß die Geschichte unseres Gymnasiums ständig wächst, da sie von allem am Schulleben Beteiligten weitergeführt wird.