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Coming Home for Christmas - Weihnachten an der Uni

All solche Schüler und Schülerinnen, die gerade diesen Artikel lesen, haben mit mir, Margo, eine Gemeinsamkeit. Gleichermaßen gibt es zwischen uns aber auch einen kleinen, aber entscheidenden Unterschied: Die Gemeinsamkeit ist, dass wir alle das Kaiserin-Auguste-Viktoria Gymnasium in Celle besuchen oder besucht haben. Der entscheidende Unterschied: "Ich hab' Abi und ihr nicht!" ;) Nachdem mein Jahrgang und ich das KAV im Jahr 2010 verlassen haben, haben viele von uns auch Celle hinter sich gelassen, um irgendwo in Deutschland oder sogar im Ausland zu studieren. Umso schöner, dass seither die Weihnachtszeit immer jene ist, in der alle Freunde und Bekannten wieder in die Heimat finden.

Inzwischen habe ich mein Studium hier in Göttingen abgeschlossen und kann daher auf drei Jahre Studienzeit zurückblicken, in der die Vorweihnachts- und Weihnachtszeit somit immer ganz besondere Wochen im Jahr darstellten. Wie so vieles sehen nämlich auch diese ganz anders aus, sobald man aus dem Hotel-Mama ausgezogen ist: Die leckeren Kekse backen sich nicht von allein. Im Wohnzimmer steht nicht von heute auf morgen ein bunt geschmückter Weihnachtsbaum. Die Adventssonntage werden verpasst, weil die ja nun auch wirklich immer sehr unerwartet vor der Tür stehen! Kein Garten da, in dem die kleinen Geschwister einen Schneemann bauen. Die WG ist auch gar nicht so weihnachtlich geschmückt wie zu Hause... Man muss aber auch immer alles selber machen!

Doch was tatsächlich überwiegt, sind die vielen ganz kleinen und großen Dinge, die Göttingen und die Göttinger Uni bieten und die die Weihnachtszeit umso schöner machen. So bekommt man (wenn man - so wie ich - eine ganz liebe Mutti hat) vielleicht sogar einen Adventskalender und ein Weihnachtsgesteck mit in die Studentenstadt, sodass auch in der WG für weihnachtliche Stimmung gesorgt ist. Auch die Weihnachtsbäckerei wird zu den lieben Mitbewohnern in die WG verlagert. Begutachtet werden einfach die Schneemänner fremder Gärten. Das Weihnachtsgesteck ersetzt den Weihnachtsbaum. Der erste Schnee wird genauso freudig erwartet wie zu Hause.

Am 7. Dezember findet auch dieses Jahr wieder die alljährliche Nikolausparty im ZHG (Zentrales Hörsaalgebäude) der Uni statt. Sie ist mit etwa 9.000 Feierwütigen mit die größte Studentenparty Deutschlands und gehört seit 25 Jahren zum Uni-Kult hier in Göttingen. Zum klassischen (Vor-)Abendprogramm gehören nicht nur Aufführungen von Theaterstücken des Deutschen Theaters Göttingen, sondern auch Live-Musik vom Göttinger Symphonie Orchester, bis die DJs dann zu späterer Stunde das Zepter übernehmen. Gleichzeitig finden mehrere Filmvorführungen der Feuerzangenbowle auf riesiger Leinwand in den verschiedenen Hörsälen statt. Hier finden bis zu 900 Gäste Platz, die den Film nicht einfach nur schauen, sondern zelebrieren. So kann sich mit Weihnachtsliedern (zugegeben eher Gegröle als besinnliche Gesänge), Wunderkerzen und einer ganzen Menge Feuerzangenbowle, die natürlich aus Reagenzgläsern getrunken wird, ganz adäquat auf die anschließende Feierei im Foyer eingestimmt werden.

Ähnlich wie in Celle eröffnet Ende November auch in Göttingen ein schicker, vielfältiger Weihnachtsmarkt, der uns Studierende beinahe täglich zu dem einen oder anderen Glühwein einlädt. Zumeist mit den Kommilitonen, manchmal aber auch mit den Dozierenden oder Tutoren, führt der Weg nach der letzten Vorlesung des Tages nicht selten auf den Glühmarkt, um den kognitiv hoch anspruchsvollen Uni-Tag gebührend abzuschließen und das viele, neu Erlernte zu begießen.

Rückt der 24. Dezember näher, begeben sich dann immer mehr Studierende auf den Heimweg, nachdem die letzte Vorlesung gehört und der letzte Glühwein getrunken wurde. Zwar sollte man es vermeiden, direkt am 23. einen Zug zu nehmen, da hier zu diesen Stoßzeiten völlige Überfüllung herrscht - trotzdem sind bisher immer alle rechtzeitig heimgekommen, sodass das Weihnachtsfest selbst letztlich immer im heimatlichen Kreise der Familie gefeiert werden kann. Das Studentenleben beginnt dann wieder zu Silvester oder Neujahr, das Studium einige Tage später. :)