Projektarbeitstage

Projektarbeitstage zur Medien- und Sozialkompetenz in den Jahrgängen 5 bis 7 und 9

„Projektarbeitstage zur Medien- und Sozialkompetenz in den Jahrgängen 5 bis 7 und 9– habt ihr so etwas nötig?“ Die Frage, die mir jemand gestellt hat, der nicht zur KAV-Schulfamilie gehört, klingt nach negativer Unterstellung. So, als ob in unserer Schulfamilie besonders schwierige Situationen auftreten würden und wir eine „Maßnahme“ wie die Projektarbeitstage zur Medien- und Sozialkompetenz in den verschiedenen Schuljahrgängen dringend brauchen würden. So pauschal ist das nicht zu beantworten!

Als Lehrerinnen und Lehrer ist es unsere Beobachtung, dass Schülerinnen und Schüler ZEITLOSE Bedürfnisse haben: das Bedürfnis, wahrgenommen zu werden, das Bedürfnis, dass sich jemand mit ihnen auseinandersetzt, sich mit ihnen beschäftigt, sie ernst nimmt, mit ihnen reflektiert, wie sie sich selbst wahrnehmen und wie sie von anderen wahrgenommen werden… 

Daneben gibt es AKTUELLE Bedürfnisse, die den Anforderungen der jeweiligen Zeit unterliegen wie bspw. der zielorientierte Umgang mit Medien, mit sozialen Netzwerken, aber auch die sich verändernden Beziehungen zu den Mitschülerinnen und Mitschülern mit Beginn der Pubertät. 

Unser Versuch am KAV-Gymnasium ist es, diesen beiden sehr unterschiedlichen Bedürfnissen, den ZEITLOSEN und den AKTUELLEN, pädagogisch sinnvoll zu begegnen. Deshalb haben wir nach einem Probelauf im Schuljahr 2012/13 Projektarbeitstage zur Medien- und Sozialkompetenz in den Jahrgängen 5 bis 7 schulprogrammatisch etablieren und seit dem Schuljahr 2017/2018 um zwei Projektarbeitstage im 9. Schuljahrgang ergänzen können. Sie finden ein Mal pro Halbjahr in den genannten Schuljahrgängen statt. Die Klassenlehrerinnen- und Klassenlehrerteams bereiten diese Tage jeweils im Team auch unter Nutzung der im Stundenplan verankerten Teamstunden vor, führen diese z.T. mit der Hilfe externer Experten wie Referenten von Smiley e.V. aus Hannover durch und evaluieren diese jeweils individuell. Besonders die jeweils klassen- bzw. teamindividuelle Vorbereitung, Durchführung und Evaluation scheinen wesentliche Gelingensbedingungen für diese besonderen Tage darzustellen.

Im 5. Jahrgang ist das Thema des ersten Projektarbeitstages Wir kommen am Gymnasium an - Methodentraining und Einübung von Lernstrategien, so dass die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit bekommen, das von ihnen aus der Grundschulzeit mit gebrachte Vorwissen zu verschiedenen Themenbereichen einzubringen und sich gegenseitig auszutauschen und kennen zu lernen. Im zweiten Schulhalbjahr wird der Projektarbeitstag sehr klassenspezifisch ausgestaltet: Neben individuell als relevant empfundenen methodischen Kompetenzen werden in Zusammenarbeit mit Law4school erste Schritte zur Thematisierung von Gefahren bei der Mediennutzung in den Fokus gerückt.

Der 6. Jahrgang fokussiert in seinem ersten Projektarbeitstag auf die Medienkompetenz. Unterstützt durch smiley e.V. setzen sich die Klassen und Klassenlehrkräfte mit der Frage der Potentiale und Gefahren der Nutzung von multimedialen Endgeräten auseinander. – Der zweite Projektarbeitstag Ich und Wir legt den Schwerpunkt hingegen auf die Ausbildung der Sozialkompetenz der Schülerinnen und Schüler. Die Frage der Selbst- und Fremdwahrnehmung, der Position innerhalb der Klassengemeinschaft steht im Zentrum dieses Projektarbeitstags.

Im Jahrgang 7 ist das Thema des ersten ProjektarbeitstagsWenn andere Dinge spannender werden. Dabei steht die Selbstorganisation des Lernens, der Umgang mit Druck sowie Zeitmanagement im Mittelpunkt. Er wird ergänzt durch einenElternabend zu biologischen, ethischen und psychologischen Aspekten. Im zweiten Schulhalbjahr ist unser Projektarbeitstag der Erlebnispädagogik gewidmet. so dass sich die Klasse als Gruppe erfährt. Hier werden individuell für die Klasse stimmige Ziele gewählt. 

Eine deutliche Weiterentwicklung hat unser erster Projektarbeitstag im 9. Jahrgang erfahren. Er ist der Suchtprävention gewidmet und fokussierte sich zunächst mit Hilfe eines Klassenzimmerstücks und eines Erfahrungsberichts auf Alkoholmissbrauch. Der Tag wurde aber in den Folgejahren so weit entwickelt, dass er nun klassenübergreifend in den Kursen Religion und Werte und Normen in Stationenarbeit, die verschiedene Süchte thematisiert, vorbereitet wird, am Projektarbeitstag unterstützt durch Experten von return e.V. Mediensucht in den Mittelpunkt rückt und schließlich fächerübergreifend in den Fächern Kunst und Informatik/Digitale Medienbildung aufgegriffen wird, so dass der Präventionsgedanke kein isoliertes Phänomen, sondern ein wiederkehrendes Element im Schuljahr darstellt. – Der zweite Projektarbeitstag ist der Sexualpädagogik gewidmet. Kern des Workshops ist die Auseinandersetzung mit dem Thema „partnerschaftliche Beziehung und Sexualität“. Fragen und Positionen können herausgearbeitet und damit verbundene Vorstellungen reflektiert werden. Die Arbeit findet überwiegend in nach Geschlechtern getrennten Gruppen statt. Besonderes Augenmerk gilt der respektvollen und achtsamen Kommunikation.

Uns ist es ein besonderes Anliegen, nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern im Kontext einer von Respekt getragenen Zusammenarbeit mit den Elternhäusern eben diese in die Projektarbeitstage zur Medien- und Sozialkompetenz einzubeziehen und unser Konzept mithilfe von Elterninformationsabenden abzurunden. 

Nadine Salden und Maike Poschmann, April 2021