Philosophie

Have no fear, philosophier!

Die Formulierung „Have no fear, philosophier!“ ist frei dem von Immanuel Kant formulierten Wahlspruch der Aufklärung „Sapere aude!“ – „Habe Mut, dich deiner eigenen Vernunft zu bedienen!“ nachempfunden. Sie spricht die nicht nur für den Philosophieunterricht wesentliche Fähigkeit des Denkens an, die in jedem Einzelnen geweckt und ausgebildet werden soll.

Um das selbstständige Denken und den Gebrauch der eigenen Vernunft zu üben und zu stärken, haben die Schüler*Innen des KAV-Gymnasiums ab der Einführungsphase in Jahrgang 11 Gelegenheit, das Fach Philosophie anzuwählen und in der Qualifikationsphase ab Jahrgang 12 auch als Mündliches Abiturfach zu belegen.

Der Unterricht führt die Kursteilnehmer*Innen dabei zunächst darin ein, wie die Philosophie sich selbst und ihre Rolle neben Wissenschaft, Politik und Religion versteht. Er nimmt in den Blick, worauf wir als Menschen unser Handeln ausrichten und welches Wissen bzw. welche Erkenntnisse wir dafür anstreben. Außerdem vermittelt er Grundlagen des Argumentierens, der Texterarbeitung und des logischen Schließens, auf deren Basis der Gedankenaustausch untereinander und die methodische Auseinandersetzung mit historischen und gegenwärtigen philosophischen Positionen aufbaut. In einer von Freundlichkeit, Respekt und gegenseitiger Wertschätzung geprägten Atmosphäre geht es darum, Heranwachsende dazu zu ermutigen, einen eigenen Standpunkt zu aufgeworfenen Problemstellungen zu finden, klar zu formulieren und auch gegenüber Alternativen begründet zu vertreten.

Die Qualifikationsphase weist in den Jahrgängen 12 und 13 thematische Schwerpunktsetzungen auf, die sich ebenfalls gut mit Kant nachvollziehen lassen. Dieser überschreibt die wichtigsten verschiedenen Zweige der Philosophie mit den Fragen: „Was können wir wissen?“, „Was sollen wir tun?“ und „Was dürfen wir hoffen?“. Alle drei Fragen münden in die grundlegende: „Was ist der Mensch?“ Dementsprechend beschäftigt sich der Unterricht mit anthropologischen Fragestellungen nach dem Wesen des Menschen, ethischen Fragen nach prinzipiengeleiteten Handlungsmöglichkeiten und theoretischen Überlegungen dazu, wie bzw. ob wir zu Wissen und Wahrheit gelangen. Eine Gelegenheit zur Vertiefung von Fragen theoretischer Philosophie bieten im letzten Halbjahr des Jahrgangs 13 die zur Wahl stehenden Themen: Naturphilosophie, Wissenschaftstheorie/ Methodologie, Ästhetik, Außereuropäische Philosophie und Mystik.

Schließlich bleibt aber auch hier immer der Rückbezug zur Frage „Was ist der Mensch?“ gegeben, die in einem doppelten Sinne sowohl individuell gelesen werden kann als die Frage „Was für ein Mensch möchte ich sein? Wie möchte ich mein Leben als Mensch gestalten und es mit Sinn erfüllen?“ als auch allgemein in Form der Frage nach Eigenschaften und Verhaltensweisen der Spezies Mensch, zu der wir als Einzelexemplare gehören und daher die Vorstellung von ihr mitprägen.

Da dies angesichts der vielfältigen Herausforderungen und Krisen, vor denen wir inzwischen in einem globalen Ausmaß stehen, schwierig und womöglich angsteinflößend erscheint, appelliert der Zuspruch „Have no fear, philosophier!“ an den Mut der Schüler*Innen, trotzdem nüchtern zu analysieren und reflektieren, erfahrungsgesättigt zu argumentieren und debattieren sowie kreativ verknüpft zu denken und beherzt verantwortlich zu handeln in der Hoffnung, dass uns die Verwirklichung einer guten Vorstellung von Menschlichkeit gelingt.

 

Philosophie - erklärt für jüngere Schüler:innen

Philosophieren wie die großen Philosophen

Philosophie. Das ist ein ganz großes Wort, das man zunächst gar nicht greifen kann; und auch der Versuch, zu beschreiben, was Philosophie ist, fällt schwer. 

Dabei ist es genau das, was die Philosophie ausmacht. Grundsätzlich lässt sich sagen: Wer Fragen liebt, auf die es nicht die eine hundertprozentig richtige Antwort gibt, der/dieist im Fach Philosophie genau richtig. Man hangelt sich bei einem Thema von einem/-r großen Denker*in zum/-rnächsten; und denkt man einmal, der/die eine hat definitiv recht, kommt der/die nächste mit einer noch viel überzeugenderen Idee. Bereits in den ersten Stunden des Faches wird einem klar, dass sich die Philosophie abseits des sonstigen Unterrichts bewegt aber dennoch ganz nah mit ihm verknüpft ist.

Von außen mag Philosophie deshalb manchmal sehr diffus, durcheinander und vielleicht auch nach ein wenig Verwirrung klingen, hat man aber erst einmal die Lust gefunden, sich mit den ganz großen Fragen – Wie sollte man handeln? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Wer oder was sind wir? – unabhängig von rein religiösen Ansichten zu beschäftigen, dann lässt einem der Spaß am buchstäblichen Philosophieren nicht mehr los. Nicht umsonst bedeutet das aus dem Griechischem stammende Wort übersetzt „Liebe zur Weisheit“. Die verschiedenen Weltanschauungen, die betrachtet werden, verlangen diese Liebe zur Weisheit, denn nicht alle können richtig sein. Welche Anschauung richtig ist, muss man nämlich für sich selbst entscheiden und erklären können. Das ist es, was Philosophie ausmacht.

Wer sich also nicht davor scheut, auch mal die eigene „gedankliche“ Komfortzone zu verlassen, sich mit interessanten Erklärungen für die Welt um uns und noch viel weiter zu beschäftigen und diese zu diskutieren, der/die sollte das Fach Philosophie ab Klasse 11 ganz eindeutig in Erwägung ziehen und schon im Werte und Normen-/Religionsunterricht danach Ausschau halten.

 Alec Gosewisch

Platons Höhlengleichnis - Eine zentrale Erzählung in der Philosophie

Das Höhlengleichnis des griechischen Philosophen Platon (427 – 347 v. Chr.) findet sich am Anfang seines siebten Buches „Der Staat“, wo er es seinen Lehrer Sokrates erzählen lässt. Sokrates führt einen Dialog mit Glaukon und Adeimantos, den beiden Brüdern Platons, in dem er ihnen eine merkwürdige unterirdische Szene schildert, in der sich die Menschen befinden.
Um sie sich genau vorstellen zu können, bietet sich eine Visualisierung an, wie sie z. B. in der Grafik der ehemaligen Schülerin Noa Langbehn, die im Unterricht bei Frau Hatzky entstanden ist, besonders schön und detailliert umgesetzt wurde.

Vom unter der Erde gelegenen Aufenthaltsort der Menschen führt ein rauer und steiler Gang nach obenzur Außenwelt, wohin sie allerdings nicht gelangen können. Ihr ganzes Leben verbringen sie in dieser Höhle gefesselt. An Schenkeln und Nacken so festgebunden, dass sie ihre Köpfe nicht drehen können, ist ihr Blick immer nach vorn auf die vor ihnen liegende Wand ausgerichtet. In der Höhle sorgt ein weit oben entfernt von den Gefangenen brennendes Feuer für Beleuchtung. Dadurch dass zwischen dem Feuer und den Menschen hinter einer Mauer unterschiedliche Gegenstände hin und her getragen werden, die über diese hinausragen, entstehen an der Höhlenwand Schatten. Den Menschen kommen diese flackerndenbewegten Formen wie Lebewesen vor. Auch die Stimmen der sich teilweise unterhaltenden Träger dringen als Echo, das von der Höhlenmauer zurückgeworfen wird, zu den Ohren der Gefangenen, die deshalb meinen, die Schatten könnten zudem sprechen. Sie unterstellen ihnen daher eigenständig zuhandeln und versuchen, aus ihren Beobachtungen sogar vorherzusagen, was diese als nächstes tun werden. Die Wahrnehmung des Licht- und Klangszenarios an der Höhlenwand stellt die einzige Erfahrung dar, die den Menschen überhaupt zugänglich ist.

Sokrates bittet Glaukon nun sich vorzustellen, was geschähe, wenn einer dieser Gefangenen losgebunden würde, um sich umzudrehen und eine neue Perspektive einzunehmen…

Wer hierüber mehr erfahren und sich ein Bild davon machen möchte, wie der Aufstieg aus der Höhle und die Welt außerhalb von ihr erlebt und das gesamte Gleichnis gedeutet werden kann, informiert sich am besten im Philosophieunterricht, wo er sich auch mit anderen darüber austauschen kann.