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CZ: Melanie Germain reißt in Fitzgerald-Manier Zuschauer vom Hocker

CELLE. An die siebzig Musiker, mindestens ebenso viele Instrumente und einige Vocalisten - was sich am Freitag im Forum des Hermann-Billung-Gymnasiums beim Bigband-Festival auf zwei Bühnen ab¬spielte, ergab einen prallen Konzertabend mit Jazzmusik am laufenden Band und zeugte von einer quirllebendigen Jazz¬szenerie in Celle.
Neben der „erwachsenen" Bigband Celle sorgten drei Schulbigbands mächtig für Furore mit Supermusik, Klassesolis, tollen Stimmen und viel Talent. „Wahnsinnig aufgeregt und zum allerersten Mal in dieser Besetzung", so Leiter Egon Ziesmann, legten mit der Bigband des Hölty-Gymnasiums
die Jüngsten zuerst los - unter viel ermutigendem Beifall vorab und nach der Feuertaufe mit umsq mehr anerkennendem Applaus. Denn klein, aber oho mischte der Nachwuchs des sich aus den unteren Klassen gerade neu rekrutierenden Schulorchesters mit fetzigem Rock Around The Clock ebenso wie mit klassischem Elligton-Swing, mit Solis der kleinsten Trompeterin (Marieke Ziesmann) oder so ausgefallenen Blechinstrumenten wie dem Euphonium (Henrike Narjes) den Laden gründlich auf und brachte sogleich Stimmung in die Bude.
Auch die über 20-köpfige Bigband des KAV-Gymnasiums wird demnächst der durch zwölf Schulabgänger natürli¬chen Fluktuation unterliegen, wie Leiter Rudi Markfort konstatierte und muss sich nachwachsende Talente heranziehen. Derzeit bewegt sich die Band von Fortgeschrittenen auf hohem Level, wovon sie mit einem wundervollen Repertoire mit viel Latinjazz überzeugte und mit der singenden kessen Girliegroup noch einen drauf-setzte: Die keckerten sich mit hannoverschen Kurt-Klose-Kompositionen wie dem frechen I Do ganz schnell in die Publikumsgunst.
Über eine neue, sanfte Stimme verfügte auch die Truppe von Thomas Krause, Leiter der HBG-Bigband: Alexandra Heckemüller gab ihr Debüt mit den Jazzern von Klasse 5 bis 13. Die wiederum rissen schwungvoll unterschiedliche Stilrichtungen an aus den 30-ern, 60-ern, mit Latin und Swing und ließen sich neben Sohn Nils (am Bass) auch mal von Vater Dieter Schnalke (Sax) unterstützen. Mit schönem vollem Sound swingte schließlich die große Bigband Celle unter Nigel Moore los und zeigte sich als Meister der schönsten Klassiker in teilweise neuen Arrangements und Interpretationen verschiedener versierter Solisten. Gastsängerin Melanie Germain setzte zusätzliche Highlights mit sattem Timbre und umwerfender Stimmpower, mal gefühlvoll (Beyond The Sea), mal stimmgewaltig (Time After Time), mal flott und spritzig (A Tisket, A Tasket - Ella Fitzgerald). Und als der Stormy Monday Blues als eingeforderte Zugabe mit Nigel Moore's schön schräg gejaulter Bluesharp losfegte, lief sie noch einmal zu ganz großer Form auf in expressiver Nähe zu Fitzge-rald'scher Ausdruckskraft und fesselte das Publikum bis zuletzt.