Abruf

Ein guter Weg, erwachsen zu werden

Ich heiße Hanna, habe am KAV 2011 Abi gemacht, war ein Jahr in der Ukraine und kam zurück nach Deutschland, um in der wunderschönen Stadt Dresden mein Studium anzutreten.

Dresden - ja, das liegt da „drüben“, weit weg von Mama und Papa, aber die Mieten sind recht niedrig; es gibt keine Studiengebühren und zahlreiche Studentenclubs, ein riesiger, innenstadtnaher Campus und ein funktionierender ÖPNV, der einen auch nachts noch sicher nach Hause bringt, sind vorhanden. Dresden ist vielleicht von außen betrachtet nicht die typische Studentenstadt, dennoch wird sie von der TU Dresden und den anderen Hochschulen der Stadt maßgeblich beeinflusst.

An der TU bin ich jetzt seit einem Jahr im Studiengang „Regenerative Energiesysteme“. Hinter diesem sperrigen Namen verbirgt sich ein Ingenieurstudiengang mit 25% Frauen, also im Vergleich zu anderen technischen Studiengängen schon recht viel. Diesen Studiengang sollte man allerdings meiden, wenn man der Ansicht ist, dass man es studieren sollte, „weil es grün ist“. Es ist nämlich eher grau: Es beginnt mit viel Theorie zu Mathematik, E-Technik und Physik. Auch Informatik ist in den ersten Semestern ein lästiger Bestandteil.

Leider sieht man sonst an meiner Fakultät recht wenig Mädchen - zum Beispiel im Fach Mechatronik sind es in meinem Jahrgang genau drei.

An dieser Stelle möchte ich sagen: Liebe technisch begabte Mädchen, tut etwas dafür, dass keine Frauenquote eingeführt werden muss. Das wäre den ganzen technisch begabten Männern gegenüber nicht fair! Lasst euch von der Männerdominanz nichtabschrecken und zieht einfach euer Ding durch. Es lohnt sich!

Während meines Studiums fällt mir immer wieder auf, dass es drei Arten von Studenten in meinem Jahrgang gibt: „Die Sachsen“, „die Nicht-Sachsen“ und „die mit abgeschlossener Berufsausbildung“. „Die mit abgeschlossener Berufsausbildung“ sind eigentlich nur da, um sich weiterzubilden. Sie haben wenig soziale Kontakte, arbeiten meist nebenher und wirken im Allgemeinen sehr unentspannt, da sie unbedingt ihre Regelstudienzeit einhalten wollen. „Die Sachsen“ sind nicht zwangsläufig Sachsen, wohnen jedoch so nah an ihrem Zuhause, dass sie jedes Wochenende nach Hause fahren. Dadurch machen sie sich jedoch einiges kaputt, wie ich finde.

Es ist recht schwierig, sich mit ihnen gut anzufreunden, da man sie außerhalb der Uni nie zu Gesicht bekommt und Dinge wie Heimat, Familie und der Freundeskreis zu Hause eine sehr große Rolle in ihrem Leben spielen, an denen man als Außenstehender schlecht teilhaben kann. Sie hängen meist mit Freunden aus der Region zusammen, die ebenfalls in Dresden studieren, und lernen so Stadt und Leute eigentlich nie richtig kennen, geschweige denn das Studentenleben und die Freiheit, ohne Mami und Papi überleben zu müssen.

Ganz anders sind die „Nicht-Sachsen“, zu denen ich mich selbst auch zähle. Ich wohne in Dresden und studiere hier nicht nur. Ich habe hier meinen Freundeskreis, meinen Sportverein, mein Leben. Mit meinen Eltern telefoniere ich einmal die Woche und gebe ihnen Bescheid, dass ich noch lebe und es mir gutgeht. Es ist nicht immer ganz einfach, den Kontakt zu meinen alten Freuden aus Celle aufrecht zu erhalten. Aber wenn man sich anstrengt und es wirklich will, ist das mit E-Mail, Facebook, Telefon etc. alles kein Problem.

Was das Beste daran ist, ein „Nicht-Sachse“ zu sein, ist, dass man wirklich selbstständig, verantwortungsbewusst und somit mit jedem Tag erwachsener wird. Jeder Mensch wird irgendwann erwachsen, aber auf diese Weise ist man dabei nicht allein, denn allen geht es so.

Also auf ins Erwachsenwerden!